Künstler / Begriff | |
Grunge |
Die Musikrichtung Grunge (von engl. Dreck, Schmuddel) war von ca. 1987 bis 1994 Teil der US-amerikanischen Undergroundbewegung. Der Stil, der auch als Seattle-Sound bezeichnet wurde, ist im Prinzip ein relativ traditioneller, harter Rockmusik-Stil, der jedoch um diverse Elemente erweitert wurde.
Klangcharakteristik
Die Musikrichtung bediente sich Elemente des 70er Hardrock, des Punk-Rock und Heavy Metal. Im Vordergrund stand die klassische Rock'n'Roll-Besetzung aus Schlagzeug, Gitarre, Bass und Sänger/Sängerin. Der Klang der Musik war gitarrenorientiert, wobei diese oft verzerrt und basslastig eine Art druckvollen Wall Of Sound kreierten.
Tatsächlich sind die Einflüsse auf die Grunge-Musik vielfältig. Die Schwierigkeit liegt darin, dass es sich bei Grunge um einen von der Musikindustrie angeschobenen Hype handelte, der sich überwiegend auf die Stadt Seattle konzentrierte. Es gab dort jedoch eine große Anzahl von Bands, die unterschiedlich klangen und sich künstlerisch unterschiedlich entwickelten.
Zu den ersten Bands, die
in diesem Bereich experimentierten, gehörten
Wipers und
Mission Of Burma, deren Stil in den
späten 70ern und frühen 80ern dem
vorherrschenden Punk-Publikum zu rockig
oder, im Falle von
Mission Of Burma, zu komplex waren.
Später folgte
Hüsker Dü, deren Ursprünge in der
Punkszene lagen. Sie kombinierten die
Energie des
Punk-Rock mit dem
Songwriting des Rock und erreichten
damit Mitte der 80er ein größeres Publikum.
Einen Schritt weiter bewegten sich
Dinosaur Jr., die mit ihrer Nähe zum
klassischen Rock im Stile von
Neil Young und einem extrem
übersteuerten Gitarrensound mit
Wah Wah-Effekten, im Stil des
Garagenrock der 60er Jahre, viel
Aufmerksamkeit erregten. Weitere Einflüsse
waren
Sonic Youth, die aus der New Yorker
No Wave-Tradition hervorgingen. Hinzu
kamen kaum kategorisierbare Bands wie
Big Black und
Butthole Surfers sowie
Veröffentlichungen der Plattenfirmen
Homestead, SST oder Amphetamine Reptile.
Prägend für die Szene waren College-Radios,
in denen viel
Independent-Musik zu hören war und der
provinzielle Charakter der Region. Eine
Gegend in der nur unbekanntere Musiker eine
Auftrittsmöglichkeit suchten.
Mitte der 80er bildete
sich ein Kern in der Szene Seattles zu denen
neben
Green River,
Soundgarden, U-Men auch
The Melvins gehörten. Zu diesem
Zeitpunkt entstand auch der Begriff
Grunge. Später, im Jahre 1988, wurde in
Seattle der Sub Pop Singles Club
gegründet. Einem
Label auf dem die ersten Aufnahmen
lokaler Bands wie
Tad,
Mudhoney,
Nirvana und
Soundgarden erschienen. Ein großer Teil
der Aufnahmen wurden von Jack Endino
produziert und es kristallisierte sich ein
Sound heraus, den man für geeignet hielt,
als Seattle Sound vermarktet zu
werden.
Ein Jahr später wurde ein Rock Journalist
des britischen Melody Maker-Magazins
auf diese Produktionen aufmerksam, worauf im
März 1989 der umfangreiche Artikel
Seattle, Rock City erschien. In Seattle
sorgte dieser Artikel für große Aufregung.
Der Rest der Welt zeigte nur mäßiges
Interesse.
Das änderte sich schlagartig mit dem
Erscheinen des zweiten Albums Nevermind
von
Nirvana im September 1991. Auslöser des
Grunge-Hypes war der Song Smells
Like Teen Spirit von jenem Album. Dank
eines massiven Einsatzes des Musik-Videos
bei MTV avancierte der Song zum Hit. Die
Musikindustrie und die Medien entwickelten
fortan ein ausgeprägtes Interesse für jeden
in Seattle, der eine Gitarre bedienen
konnte.
Das Magazin Spin beschrieb es in der
Dezember-Ausgabe von 1992 mit den Worten:
"Seattle ist momentan für die Rockwelt, was
Bethlehem für das Christentum ist." Bands
ohne Plattenvertrag wurden plötzlich unter
Vertrag genommen. Andere Bands, die schon
bei einem
Independent-Label unter Vertrag waren,
wurden per Vertriebsverträge an die großen
Plattenfirmen weitergereicht. Die
Kommerzialisierung der Szene ging sehr
schnell. Markante Bekleidungsstücke wie das
Flanellhemd wurden als neue Mode verkauft.
Dabei waren Flanellhemden im Alltag der
Region von Seattle seit Jahrzehnten ein
beliebtes Kleidungstück bei jung und alt. So
wurde ein banaler Alltagsgegenstand zum
Dresscode der neuen Grunge Szene.
Nicht nur durch den Selbstmord des Sängers Kurt Cobain von Nirvana im April 1994 fand Grunge ein jähes Ende. Ursache war auch die Fixierung der Musikindustrie auf den Ort Seattle, dessen kreatives Potential bald ausgeschöpft war. Die Musikindustrie und die Medien ersetzten den Begriff Grunge durch den Begriff Alternative. Es fand eine Entwicklung statt, die eine Parallele zum Punk-Rock erkennen lässt, als der Begriff Punk-Rock der musikalischen Vielfalt nicht mehr entsprach und durch den nichtssagenden Terminus New Wave ersetzt wurde. Damit öffnete man die Szene für neue Bands und stilistische Varianten.
Der Grunge-Hype
war bei den Kritikern der Musikindustrie ein
beliebtes Angriffsziel. Die Entwicklung
zeigt, wie die Musikindustrie mit einer
handvoll Bands und deren Auftreten, im Bezug
auf Aussehen und Attitüde, einen Hype
produzierte, von der sie noch heute zehrt.
Erwähnenswert ist die konträre Haltung der
Band
Pearl Jam zur Kommerzialisierung, nach
ihrem Welterfolg des Albums Ten.
Diese Haltung hält bis heute unter anderem
die Vorstellung der nicht kommerziellen
Underdog-Attitüde und das Gefühl eines
Underground im Bezug auf Grunge und
Alternative aufrecht, obwohl schon die
zweite Generation des Grunge (z.B.
Stone Temple Pilots) mehr einem
modernisierten
Mainstream-Rock nach klassischem Vorbild
der
Major-Label entsprach.
Bands
Basierend auf den Artikel
Grunge aus
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